Was für ein Ritt.
Am Ende stand ein 27:27-Unentschieden auf der Anzeigetafel – und trotzdem fühlte es sich in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle eher nach verschenktem Sieg als nach glücklich gerettetem Punkt an. Denn kurz vor Schluss lag unsere Zweite noch mit zwei Toren vorne, ehe Stuhr in Überzahl erst herankam und dann in den letzten Sekunden per Siebenmeter ausglich.
Dabei war der Start richtig stark. Aus einer konzentrierten Deckung heraus und mit viel Tempo nach vorne legten wir los wie die Feuerwehr. Romain Lux eröffnete den Torreigen und war in der Anfangsphase kaum zu stoppen, Hauke Wachtmann und Lenz Albrecht legten nach – 6:3, 9:7, 11:9, die Führung wechselte praktisch nie die Seite. Auch wenn Stuhr über ihren starken Rückraum und Kreisanschlüsse immer wieder dranblieb, gingen wir absolut verdient mit 14:13 in die Pause.
Nach dem Wechsel kippte die Partie dann zunächst komplett. Wir leisteten uns ein paar technische Fehler zu viel, verloren vorne den Faden, kassierten hinten einfache Gegentore – und Stuhr drehte das Spiel über 14:16 und 18:21 zu ihren Gunsten. Vor allem aus dem Rückraum und vom Kreis fanden die Gäste jetzt zu leicht Lösungen, dazu kamen einige Zeitstrafen gegen uns, die unseren Rhythmus zusätzlich gekillt haben.
Aber die Mannschaft zeigte Moral. Angeführt von einem weiter treffsicheren Romain Lux, wichtigen Aktionen von Lenz Albrecht und eiskalt verwandelten Siebenmetern von Thorsten Rolfs kämpften wir uns Stück für Stück zurück. Marinus Pfaff sorgte von Halb rechts für richtig Druck und netzte in dieser Phase fast nach Belieben. Die Halle stand, als wir die Partie mit einem 5:0-Lauf vom 20:23 auf 25:23 und kurz darauf auf 27:25 drehten – das Momentum war komplett auf unserer Seite.
In den letzten zwei Minuten wurde es dann wild. Eine weitere Zeitstrafe gegen uns brachte Stuhr zurück ins Spiel, die Gäste verkürzten, wir verteidigten mit einem Mann weniger – und kurz vor Abpfiff entschieden die Schiedsrichter noch einmal auf Siebenmeter für die HSG. Nils Kortkamp, bereits mehrfach vom Punkt erfolgreich, blieb auch diesmal cool und stellte auf 27:27.
Unterm Strich bleibt ein intensives Regionsklassen-Spiel mit allem, was dazu gehört: Führungswechsel, viele Emotionen, Zeitstrafen und ein Showdown in der Schlussminute.
Positiv: Die Moral der Mannschaft, die nach einem deutlichen Rückstand noch einmal zurückkam und das Spiel fast komplett gedreht hätte.
Negativ: Die Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit und die Vielzahl an Zeitstrafen, die uns am Ende den sicher geglaubten Sieg kosteten. Trotzdem: Die Richtung stimmt – und mit der kämpferischen Einstellung aus dieser Partie werden wir in den nächsten Spielen noch wichtige Punkte holen.
